Haltung korrigieren!!! - Oder doch nicht?
Warum eine gut gemeinte Handy-Erinnerung zu kurz greift und was wirklich hinter guter Haltung steckt.

Liebe Leserinnen und Leser
Vor einiger Zeit hatte ich ein Gespräch, das mich tagelang nicht losgelassen hat. Es begann mit einer simplen Idee – und endete mit einer Erkenntnis, die ich mit Ihnen teilen möchte.
Die Geschichte
Monatelang akute Rückenschmerzen. Diagnose: Bandscheibenvorfall. Noch nicht operationswürdig, aber schmerzhaft genug, um jeden Tag zur Herausforderung zu machen. Die konservative Therapie brachte kaum Besserung – also kam er zu mir.
Die osteopathische Behandlung wirkte. Die Schmerzen gingen zurück. Parallel arbeiteten wir an seiner Haltung: Wie er sitzt, wie er steht, wie er sich bewegt. Ich zeigte ihm, wie seine jahrelangen Bewegungsmuster die Schmerzen provozierten – und wie sein Körper genau das Gewebe aufgebaut hatte, das ihn jetzt einschränkte.
Er versuchte, die Impulse umzusetzen. Und er war verblüfft:
«Wenn ich darauf achte, wie ich sitze – die Schmerzen werden sofort weniger. Aber sobald ich ins Arbeiten komme, vergesse ich es komplett.»
Fünf Ausrufezeichen
Bei der nächsten Sitzung hatte er eine Lösung parat:
«Ich stelle mir eine Handy-Erinnerung ein: ‹Haltung korrigieren!!!!!› – mit fünf Ausrufezeichen!»
Ich lächelte. Gute Idee. An sich. Aber:
«Haltung korrigieren» – das klingt nach Befehl. Nach Drill. Nach «Brust raus, Bauch rein».
Aber ist es das wirklich, was hilft?
Die bessere Frage
Es geht nicht darum, die Haltung zu korrigieren. Es geht darum, sie wahrzunehmen.
Die eigentliche Frage lautet nicht: «Mache ich es richtig?»
Sondern: «Wie geht es mir gerade – und wie zeigt sich das in meinem Körper?»
Spüren Sie gerade, wie Sie dasitzen?
Vielleicht sind Ihre Schultern hochgezogen, als wollten sie die Ohren erreichen. Vielleicht pressen Sie die Knie durch, während Sie am Stehpult stehen. Vielleicht schieben Sie das Kinn nach vorne, weil der Bildschirm einen Tick zu tief ist.
Oder vielleicht – und das wäre der Idealfall – ist gerade alles in einer leichten, ausgewogenen Spannung. Und Sie spüren: So fühlt sich Leichtigkeit und Balance an.
Erst durch dieses Gewahrsein können Sie etwas verändern. Nicht durch einen Imperativ. Nicht durch Zwang. Sondern durch Wahrnehmung.
Es gibt keine Schablone
Vergessen Sie «Brust raus, Bauch rein». Diese militärische Vorstellung von Haltung ist überholt.
Haltung ist nichts Starres. Sie ist dynamisch, lebendig, individuell.
Ihre Muskulatur ist anders aufgebaut als meine. Ihre Gewohnheiten sind andere. Ihr Körper hat eine eigene Geschichte – mit Verletzungen, jahrelangen Mustern, persönlichen Eigenheiten.
Deshalb gibt es keine universelle «richtige Haltung».
Sondern nur: Ihre ganz persönliche Balance.
Und die können Sie lernen zu spüren.
Was würde sich verändern…
…wenn Sie genau wüssten, wann Ihr Körper aus der Balance gerät – bevor der Schmerz kommt?
Wenn Sie spüren könnten, welche Bewegung Sie belastet und welche Sie trägt?
Wenn Sie sich durch den Alltag bewegen würden mit einem neuen Bewusstsein – nicht angespannt, nicht kontrolliert, sondern in Ausgewogenheit?
Genau das vermittle ich in meinem Kurs «Bewegung als Medizin».
Es geht nicht um Übungen, die Sie auswendig lernen. Es geht um Körperkompetenz – die Fähigkeit, sich selbst zu lesen und im Alltag anzuwenden.
📅 Samstag im Januar (genauer Termin folgt in Kürze)📍 Kurs: «Bewegung als Medizin»
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P.S.: Mein Patient hat seine Handy-Erinnerung übrigens umformuliert. Sie lautet jetzt: «Wie geht es dir gerade?» – ohne Ausrufezeichen.
Ich freue mich darauf, Sie zu begleiten – hin zu mehr Gewahrsein, Leichtigkeit und Balance.
Herzlich
Juliane